Kochen mit Kindern
Fisch frisch zubereiten

Abschied von den Freundinnen

Coachy und seine drei Freundinnen, Rosa Rotbarsch, Kelly Kabeljau und Lou Lachsforelle ziehen sich langsam hinter einige breite Rotalgen zurück und schauen sich etwas ratlos an. Keine von den Mädels hatte so eine ähnliche Aufgabe. Sie wussten nur, dass sie irgendwann zu ihrem Schwarm finden mussten und dort Partner für die Fortpflanzung finden sollten. Aber das war ja auch eine tolle Aufgabe: Für viele neue Rotbarsche, Kabeljaue und Lachsforellen im Meer zu sorgen, damit die Schwärme immer schön groß blieben. Denn je größer ein Schwarm war, desto beschützter waren die Fische darin vor Fressfeinden.
„Wisst ihr was?“, lacht Kelly plötzlich auf. „Die Muräne hat gesagt, wir sollen unsere Kindheit genießen! Tun wir das doch! Kommt, es ist doch ein herrlicher Tag! Lasst und spielen gehen!“
Und mit diesen Worten schießt sie pfeilschnell durch das Wasser davon.
Sofort hellen sich die nachdenklichen Minen der anderen Drei auf. Richtig! Blitzschnell sausen sie lachend hinter Kelly her. Das Leben ist schön und voller neuer Dinge, die die vier Fischlein noch erkunden wollen, bevor sie sich trennen müssen. Und das dieser Moment kommen würde, wissen sie alle. Aber jetzt wird erst noch lustig gespielt und herumgetollt!

Ab und zu halten Sie inne, um ein paar winzige Fischlein, die noch viel kleiner sind als sie, zu fangen, oder einige kleine Krebse aus dem sandigen Meeresboden aufzuscheuchen, um sie zu fressen. Auch Coachy lernt schnell, sich sein Futter selbst zu suchen, wenn er sich anfangs auch etwas ungeschickt anstellt. Besonders die kleinen Krebse machen ihm Schwierigkeiten. Sie zwicken ihn in die Lippen und er lässt sie anfangs vor Schreck immer wieder los. Flugs verschwinden sie unter dicken Steinen und er muss hungrig hinterher schauen. Da sind ihm die Meeresschnecken lieber; die sind nicht so schnell und wehrhaft, dafür schmecken sie aber auch nicht so gut.

So vergeht die Zeit im Fluge, und eines Tages, als die vier ganz gemütlich in einer sonnigen Sandmulde mit vollen Bäuchen ruhen, sehen sie hoch über sich einen Fischschwarm langsam seine Runden ziehen. Plötzlich durchzuckt es Rosa und sie schaut angestrengt nach oben. Da hat sie doch jemand gerufen!
„Habt ihr das auch gehört?“, fragt sie die anderen neben sich. „Da ruft mich doch jemand.“
Die drei anderen richten sich ebenfalls auf und horchen ins Wasser über ihnen.
„Roooooosaaaa …“ Da, jetzt haben sie es auch gehört.
„Tatsächlich, da ruft dich einer!“, wispert Coachy erschrocken. „Was soll das? Was wollen die von dir?“
Rosa senkt traurig den Kopf und gräbt mit der Schwanzflosse Kreise in den Sand. „Erinnerst du dich nicht, dass wir gesagt haben, dass jede von uns eines Tages zu ihrem eigenen Schwarm muss?“ Sie schaut auf und Coachy direkt in die Augen. „Und nun ist es für mich wohl soweit.“
„Rooooosaaaaaa!“ Die rufenden Stimmen scheinen lauter zu werden. Zwei große Quallen schwimmen vorbei. Anmutige, aber leicht arrogant wirkende Wesen.
„Hey, Rotbarsch-Tussi, hast du deine Sippe nicht gehört?“ Rosa runzelt ärgerlich die Stirn. „Nu aber mal hopp, hopp, sonst schwimmen die ohne dich weiter und du … wirst dann bald gefressen!“ Mit diesen Worten schweben die Quallen höhnisch lachend weiter. Die vier schauen ihnen verdrossen nach.
„Sie haben ja recht“, sagt Kelly, „Rosa, du musst los.“
Sie schwimmt ganz dicht neben Rosa und streicht zart mit ihrer Rückenflosse über Rosas Rücken.
„Mach es gut. Lass dich nicht fressen und mache viele, viele kleine Rotbarsche für das große Meer und deinen Schwarm.“
Rosa lächelt verlegen. Lou macht es wie Kelly, streicht Rosa ebenfalls leicht mit der Schwanzflosse über den Rücken. Als Coachy das ebenfalls machen möchte, ist er so aufgeregt, dass er zu viel Kraft in die Schwanzflosse legt und dadurch Rosa flach und fest auf den Kopf klatscht, statt über sie zu streichen. Schlagartig ist der Trauer-Abschieds-Bann gebrochen und alle vier lachen ausgelassen über Coachy’s Missgeschick.
Sie sehen, wie sich über ihnen ein kleinerer Schwarm von dem großen löst und auf sie zu geschwommen kommt.
„Rosa! Kommst du?“, fragt einer aus dem kleinen Schwarm.
„Das ist meine Familie“, sagt Rosa. „Macht’s gut Leute!“
Mit diesen Worten schwimmt Rosa auf den kleinen Schwarm zu und ist im Nu in ihm verschwunden. Offensichtlich freuen sich die anderen, Rosa in Empfang zu nehmen und alle gliedern sich wieder in den großen Schwarm ein und ziehen weiter.
Coachy, Kelly und Lou schauen sich an.
„Tja, so ist das nun mal.“ Lou findet als erste ihre Sprache wieder.
„Kommt, lasst uns noch ein wenig im Algenwald spielen und bei den Muschelbänken vorbeischauen.“
Die drei schwimmen los, aber Coachy schaut sich doch noch einmal nach dem Rotbarschschwarm um. Er kann Rosa nicht mehr entdecken. Nein, die sehen jetzt irgendwie alle gleich aus. Er dreht sich um und folgt mit kräftigen Schwanzschlägen den beiden Freundinnen.

So wie Rosa ergeht es in den folgen Tagen erst Kelly, dann auch Lou. Als sich Coachy von seiner letzten Freundin trennen muss, wird ihm das Herz doch recht schwer. Gerade von Lou hat er viel gelernt, auch wenn die manchmal ein wenig grob und mürrisch ist. Bevor sie sich ihrer Familie anschließt, streicht sie ihm noch ganz schüchtern über seinen orangenen Kopfschmuck.
„Der ist schon fast ausgewachsen“, sagt sie ganz leise und sogar etwas ehrfürchtig.
Ach, sie werden ihm alle drei sehr fehlen ...
Er schaut noch dem langgezogenen Schwarm von Lou’s Lachsforellenfamilie nach, dreht sich dann aber um und sucht sich ein geschütztes Plätzchen zum Schlafen. Das Meer ist schon fast ganz dunkel. Wenn er ausgeruht ist, wird er sicherlich eine Idee haben, wie es mit ihm nun weitergeht.


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