Auch Fische und andere Meeresbewohner brauchen manchmal Rat, wenn sie etwas nicht verstehen, dann suchen sie die Muräne auf, die auf bisher auf alle Fragen eine Antwort hatte. Nicht immer sind ihre Antworten für den Frager wirklich verständlich, dann muss er sich noch einmal selbst den Kopf darüber machen, aber eine Antwort gibt es auf jeden Fall.
Woher sie so viel weiß? Das wissen die anderen Meeresbewohner auch nicht so genau. Vielleicht, weil sie immer in ihrer Höhle in einem großen Felsen sitzt und denkt, denkt, denkt … Vielleicht aber auch, weil sie allen, die bei ihr vorbei kommen, ganz genau zuhört, aus ihrem sicheren Unterschlupf, in dem sie keiner sieht. Sehen kann sie nämlich nicht sehr gut, sie ist total kurzsichtig, und aus ihrem Versteck kommt sie nur nachts heraus, um auf Beutefang zu gehen, denn auch eine weise Muräne muss mal etwas fressen.
Wie die Weise nun eigentlich hierhergekommen ist, weiß auch keiner so genau. Eigentlich ist sie ja in tropischen und subtropischen Meeren zu Hause und bestenfalls an der südlichen Küste Europas, im Mittelmeer. Gerüchte sagen, die Weise habe sich, als sie noch ganz jung und kleiner war, in einen großen Aal verliebt. Da sie ja ähnlich aussieht wie ein Aal, lang und ohne Schuppen, dachte sie, sie sei vielleicht auch einer. Jedenfalls soll sie dem Aal bis in den Nord-Ost-Atlantik gefolgt sein. Dann wurde sie aber größer und größer – eine Muräne kann bis vier Meter lang werden! – und dem Aal wurde das wohl zu gefährlich. Jedenfalls hat er sich davon gemacht. Seither lebt die weise Muräne nun hier in der Felsenhöhle. Hat sich wohl an das kältere Wasser gewöhnt. Kann auch sein, dass sie auf ihrer Reise so viel erfahren hat und so viel Wissen gesammelt hat, dass sie jetzt die Weise ist.
Wie auch immer, dorthin schwimmen jetzt Coachy, Rosa, Kelly und Lou, um zu erfahren, was für ein Fisch Coachy nun eigentlich ist, und was es mit dem orangen Ding auf seinem Kopf auf sich hat. In der Tat müssen sie sehr vorsichtig sein, denn Muränen ernähren sich von kleinen Fischen und Krebsen. Die Weise muss vorher mit lautem Geblubber angesprochen werden, dass sie merkt, dass jemand ihren Rat sucht.
Es dauert eine Weile, bis die Vier den richtigen Felsen finden. Gerade huscht eine Garnele aus dem Felsspalt, in dem die Weise wohnt. Diese spezielle Garnele frißt die Muräne nämlich nicht. Die ist für ihre persönliche Zahnpflege zuständig. Dann hält die Muräne geduldig ihr Maul weit offen, präsentiert der Garnele ihre spitzen Zähne, die ganz schön gruselig aussehen, und läßt sich die Reste der letzten Mahlzeiten von ihr herausputzen. Ein wenig ekelig finden die Mädels das schon und schauen der Garnele mit entsprechend verzogenen Gesichtern nach.
„Kommt, hier muss es sein!“ wispert Rosa und zeigt auf den großen dunklen Spalt im Felsen. „Da ist die Garnele raus gekommen, dann ist dort auch die Muräne. Bleibt ihr mal hier, ich schau mir das mal an.“ So ganz sicher hört sich Rosas Stimme gerade nicht an.
Die anderen bleiben zurück und schauen Rosa angespannt nach. Die schwimmt an den Felsspalt heran und beginnt so laut sie kann zu blubbern.
„Blubblubblubb, Weise, wir … blubblubblubb … brauchen … blubb, deinen Rat!“ Blubbern und reden ist gar nicht so einfach.
Es geschieht gar nichts. Das Meer ist fast zum Verrücktwerden still, es ist sogar kaum Brandung zu hören. Rosa versucht es noch einmal und legt all ihre Kraft ins Blubbern. Nichts. Totale Stille.
Plötzlich schießt ein riesiger langer, dunkler Kopf mit vielen dunklen Punkten drauf aus der Felsspalte. Rosa taumelt laut aufquitschend rückwärts, bleibt auf dem Meeresboden auf einem Stein liegen und sieht starr vor Schreck den Kopf der Muräne über sich an.
„Wer wagt es, mich zu stören!“ knarrt sie auf Rosa herab. Die anderen drei Fischlein kann sie durch ihre Kurzsichtigkeit nicht sehen. Rosa bekommt keinen Ton heraus vor Angst.
Coachy wird immer banger um Rosa. Warum sagt sie denn nichts? Sie muss doch sagen, dass wir einen Rat suchen! Wenn sie nicht gleich etwas sagt, wird sie gefressen! Er kann es nicht mehr aushalten und ruft zur Muräne hinüber: „Hey, Frau weise Muräne! Das ist meine Freundin Rosa, und wir bräuchten ganz dringend Ihren Rat!“
Der Kopf der Muräne schnellt hoch und schaut blinzelnd in die Richtung, aus der die Stimme gerade kam. Den Moment nutzt Rosa, dreht sich rasch um uns verschwindet eilig in Richtung ihrer Freunde. Puh, das war knapp!
„Ah, und wer bist du?“ will die Weise nun wissen.
„Ich bin Coachy, ein kleiner Fisch. Ich sehe ganz anders aus als die anderen und die wissen alle, was für eine Art Fisch sie sind, nur ich nicht! Kannst du mir helfen und sagen, wer ich bin?“
Ihr wollt wissen, wie es weiter geht mit Coachy, seinem Leben im Meer und seinen Abenteuern?
Fortsetzung folgt, immer da wo der letzte große, blaue Anfangsbuchstabe zu sehen ist - schaut immer wieder rein!