Plötzlich ist Coachy mit einem Schlag wach! Da war doch was! Er drückt sich erst einmal vorsichtig tiefer in sein Algennest hinein und schaut von dort vorsichtig um sich. Da! Da huschte doch gerade etwas vorbei! Er nimmt seinen ganzen Mut zusammen und schaut um die nächste hochgewachsene Alge – und … entdeckt andere kleine Fischkinder! Noch immer mit einem flauen Gefühl, aber nun mächtig neugierig verlässt Coachy sein Algennest und nähert sich den anderen Fischlein. Die tummeln umeinander, bleiben abrupt im Wasser stehen. Vollbremsung! Toll! Die nächsten beiden Fischkinder hinter dem Bremser können gerade noch ausweichen, sausen aber voll gegen eine Wasseranemone (das ist so eine Art Blume, nur unter Wasser). Huch, das kitzelt! Kichernd kommen die beiden wieder heraus und entdecken Coachy, der immer noch vorsichtig ein wenig abseits geblieben ist.
„Hey! Bist du neu hier?“, ruft einer aus der Runde, aber mit gehörigem Abstand, denn man weiß ja nie, was das für einer ist. Vielleicht ist das sogar kein richtiger Fisch, sondern sieht nur so aus und ist in Wirklichkeit ein Angel-Köder! Angler lassen sich viel einfallen, um Fische zu fangen. Bevor es noch weitere Sorgen bezüglich des Neuen gibt schwimmt Coachy ein wenig auf die Fischleingruppe zu. „Ja, ich bin noch nie hier gewesen“, ruft er aufgeregt und freudig, Gesellschaft gefunden zu haben. „Sieh‘ mal, der hat ja noch seinen Dottersack dabei! Das ist ja noch ein Baby!“ Coachy hört genau den abwertenden Ton aus dieser Bemerkung heraus und schaut irritiert unter seinen Bauch. Was soll damit nicht in Ordnung sein, das ist doch eine praktische Sache. So hat er jedenfalls nie Hunger. „Na und!?“, ruft Coachy etwas bockig, aber auch kleinlauter zurück. „Was ist da schlimm dran, dass ich erst vor kurzem geschlüpft bin? Ich kann auch zwischen den Algen hin und her flitzen und auch wild spielen!“ „Komm zu uns“, ruft plötzlich eine helle Stimme aus einer anderen Ecke, „lass die Flegel unter sich.“ Coachy sieht sich um und entdeckt eine kleinere Gruppe bunter Jungfische neben einem großen Stein. „Ja, geh‘ zu den Mädchen. Da bist du sicher richtig!“, höhnt einer aus der Jungengruppe. Mädchen – Jungen? Coachy ist verwirrt. Wo ist da der Unterschied? Den werde ich schon herausfinden, denkt er. Die Mädchengruppe ist jedenfalls viel freundlicher, gehe ich doch lieber zu denen.
Freudig schwimmt er auf die kleine Mädchengruppe zu. „Da bin ich, und ich möchte gern mit euch spielen“, sagt Coachy noch etwas leise und unsicher, aber trotzdem erwartungsvoll. „Ich bin Rosa und werde, wenn ich groß bin, ein schöner Rotbarsch sein. Das da ist Kelly, meine Kabeljau-Freundin und Lou, meine Lachsforellen-Freundin. Jetzt, wo wir klein sind, spielen wir noch miteinander, aber bald schon schließt sich jede von uns seinen Artgenossen an. Und was bist du eigentlich?“ Coachy denkt nach, schaut an sich herunter und wird ein wenig verlegen. „Ähm, ich weiß es gar nicht“, stottert er leise. „Hm“, sagt Rosa und schwimmt musternd um ihn herum. „Noch keine richtige Farbe, hab‘ ich aber auch noch nicht. Noch einen Dottersack, da kann man deine spätere Figur auch noch nicht erahnen. Große Augen, die haben wir kleinen Fische ja alle …“, zählt sie auf. „Aber hier! Du hast einen gelben Puschel auf dem Kopf!“, juchzt sie. „Kelly, Lou, habt ihr so etwas schon mal gesehen?“ Die beiden Freundinnen kommen näher und schwimmen ganz dicht an Coachys Kopf heran. „Nä, das habe ich noch nie gesehen, auch nicht bei den erwachsenen Fischen“, näselt Kelly. „Ist doch egal“, schnappt ein wenig genervt Lou. Dieses Tamtam um den Neuen geht ihr jetzt schon auf die Nerven. „Du hast recht“, freut sich Rosa. „Komm, du witziger neuer Fisch! Wir schwimmen zusammen zu der großen Sandbank. Dort kann man super gut spielen und im warmen Sand baden!“
Jaaaa, das macht Spaß! Coachy hat alle Scheu verloren und tummelt sich mit den drei Fischmädchen im warmen Sand. Hier ist das Wasser so flach, dass die Sonne wie Scheinwerferlicht durch das klare Wasser auf den Sand trifft. Sie buddeln sich regelrecht in den feinen Sand ein, rudern heftig mit den Seitenflossen, dass der Sand nur so aufwirbelt und blubbern vor Vergnügen. Coachy und Rosa hopsen übereinander, schubsen sich gegenseitig in den Sand und tanzen zusammen um die Sonnenstrahlen. Lou hält im Sandrudern inne und schaut den beiden zu. Ihr Blick verdunkelt sich. Wieso spielt Rosa jetzt nur mit dem blöden Neuen? Hat sie mich und Kelly ganz vergessen? Scheint fast so!, denkt sie und hat nun gar keine Lust mehr zu spielen. Kelly schaut aus dem Sand heraus, in den sie sich bis zu den Kiemen vergraben hat und sieht, wie Lou langsam traurig Richtung Algenwald zurück schwimmt. Was ist nur mit Lou los?, denkt sie, buddelt sich rasch mit ein paar heftigen Schwanzschlägen aus und schwimmt Lou hinterher. Coachy und Rosa haben von all dem nichts mitbekommen.
„Lou! Lou, warte auf mich!“, ruft Kelly in den Algenwald hinein. Sie kann gerade noch Lou’s Schwanzflosse hinter einem großen Stein verschwinden sehen. Sie schwimmt flink hinterher, um den Stein herum – und da findet sie Lou. Sie hat sich zwischen zwei Steine verkrochen und sieht ganz, ganz sehr traurig aus. Wenn Fische weinen könnten, würde sie jetzt sicherlich weinen. Kelly ist ganz erschrocken. „Was hast du denn?“ „Ach dieser doofe Coachy! Wir wissen nicht einmal, was er für ein Fisch ist, und woher er überhaupt kommt! Ich dachte, wir wären Freundinnen, ganz enge Freundinnen, und nichts und niemand könnte uns trennen! Nicht einmal ein Fischernetz!“, schluchzte Lou auf. „Und dann schwimmst du einfach weg?“, fragt Kelly entgeistert. „Wir haben das Zusammenbleiben auch deshalb beschlossen, weil wir zusammen sicherer sind, als ein einzelnes Fischlein. Wir haben dann mehr Augen, die Unheil bemerken können. Da sind dann vier Fischlein sogar besser als drei! Das haben wir doch schon im Dottersack gelernt, dass wir im Schwarm sicherer sind! Es ist gefährlich, dass du einfach weg schwimmst!“ Kelly baut sich vor Lou auf und stemmt die Seitenflossen in ihren kleinen Körper, um sich größer zu machen. „Könnte es sein, dass du eifersüchtig bist?“ Ihr Kopf kommt Lou ganz nah und sie schaut ihr streng fragend in die Augen. „Ja, vielleicht …“, nuschelt Lou kleinlaut. „Plötzlich hat Rosa gar keine Augen mehr für uns …“ „Ach, Lou!“, lacht Kelly und klatscht Lou freundlich mit der Flosse auf den Rücken. Lou fällt nach vorn auf ein Algenkissen. Huuuu, das kitzelt! Nun muss auch Lou lachen. Kelly schmeißt sich dazu und beide kichern vergnügt über das Kitzeln des Algenkissens in ihrem Rücken. „Aber nun schnell zurück zu den anderen beiden!“ Kelly zieht Lou mit sich, die das nun doch gern geschehen lässt. Kelly hat ja Recht. Bis sie groß genug sind, um mit ihren eigenen Schwärmen zu schwimmen, müssen sie zusammen bleiben, als Minischwarm sozusagen. Eigentlich ist sie auch schon wieder ganz versöhnt, und eigentlich ist der Neue ja wirklich ganz lustig. Wie der auch aussieht …